open Think Tank – Digitales Schwellenland Schweiz

by Veronika Altenbach

19. November 2020 6 Minuten

Zu Gast beim IBAW (Institut für berufliche Aus- und Weiterbildung) durften wir gemeinsam mit abc Campus, am 04. November 2020, ein «open Think Tank»-Webinar zum Thema «Digitales Schwellenland Schweiz» durchführen.

Mit den «open Think Tank»-Events möchten wir Konzeptansätze, Vorgehensmodelle und Best Practices zu verschiedenen Themen angehen. Gemeinsam schauen wir uns Fakten und Möglichkeiten, Anregungen und Ideen an, die anschliessend im Plenum diskutiert werden.

Moderiert wurde die Veranstaltung von Iwan Müller (abc Campus) während wir gemeinsam mit Frank Drews (abc Campus) jeweils in die Themen abtauchen.

Nach einer kurzen Vorstellungsrunde, der Referenten Frank Drews (abc Campus) und Kevin Lang (brix IT Solutions GmbH), wurde bewusst auf den provokativen Titel hingewiesen, was gleichzeitig die Überleitung ins Thema «Digitalisierung» war.

Über die Recherche zum Thema Digitalisierung stiess man auf eine Studie der IMD (Institute for Management Development). Zum 4. Mal in Folge führte die IMD eine Erhebung namens «Digital Competitiveness Ranking» durch. Dabei befand sich die Schweiz im Gegensatz zu unserer Behauptung auf Position 6, von 63 teilnehmenden Länder. Die Studie bewertet vor allem Wissen, Technologie und die Zukunftsfähigkeit in Bezug auf die Digitalisierung.

Warum bezeichnen wir also die Schweiz als digitales Schwellenland?

Digitale Transformation ein Megatrend?

Eine These erörtert, dass die Digitale Transformation, die mittlerweile in aller Munde ist, nur einem Trend folgt.

Um dieser These nachzugehen, sollte man sich zuerst mit folgenden Begrifflichkeiten auseinandersetzen:

  • Digitalisierung die Identifikation und das Ausschöpfen von Potentialen, die sich aus Digitaltechnik ergeben.
  • Digitale Transformation bezeichnet einen durch digitale Technologien ausgelösten Veränderungsprozess innerhalb eines Unternehmens.
  • Trends sind langfristige Entwicklungen mit hoher Relevanz, die sich in die Zukunft verlängern lassen.

Zu den bekanntesten Trends gehören zum Beispiel Buzzwords wie: Globalisierung, Industrie 4.0, Konnektivität und viele mehr.

In welchem Kontext stehen diese Definitionen zueinander?

Damit wir diese Frage beantworten können, gab es einen kurzen Exkurs zum Golden Circle von Simon Sinek.

  • Der Golden Circle ist ein Konzept, das besagt: Die Leute kaufen nicht, was du tust, sie kaufen, warum du es tust.

Was ist also die Vision eines Unternehmens, wo will ich hin (Ziel), welchen Weg (Strategie) wähle ich und was brauche (Operativ) ich, um die Strategie umzusetzen?

Nach all dem, was wir nun wissen, stellt sich die Frage: Ist die Digitale Transformation ein Selbstzweck oder ist es ein Mittel um unsere Visionen, Ziele und Strategien umzusetzen?

Von der Idee getrieben, dass Digitale Transformation ein Megatrend ist, stellt sich heraus, dass wir diesem Trend blind folgen, um als Unternehmen marktfähig zu bleiben.

Daraus schliessen wir, dass in der Schweiz das Werkzeug (Tools, Systeme, etc.) in den Mittelpunkt gestellt werden wobei man sich in anderen, in der Digitalisierung führenden Länder, auf das Ziel und die Strategie fokussiert.

Digitalisierung Ziel oder Methode?

Eine zweite These besagt, dass bereits digitale Strategien und automatisierte Ablaufprozesse in den Unternehmen etabliert wurden, diese jedoch individuelle Ziele verfolgen und nicht miteinander abgestimmt wurden. Würde man das Grosse-Ganze betrachten und diese einzelnen Strategien und Prozesse vereinen ist Im Zuge dessen viel gewinnbringendes und zeitsparendes Potential vorhanden.

Wie sieht es bei den bezüglich der Digitalisierung und Geschäftsprozesse bei den Teilnehmern des open Think Tanks aus?

Kevin stellte den Teilnehmern folgende zwei Fragen bei der sie eine Bewertung zwischen 1 und 10 abgeben sollen:

  • Wo stehen die Unternehmen zurzeit bezüglich Digitalisierung Ihrer Geschäftsprozesse?
    • 1 = wir haben unsere Geschäftsprozesse noch nicht digitalisiert
    • 10= unsere Geschäftsprozesse sind bereits digitalisiert
  • Wie wichtig ist das Thema Digitalisierung im Unternehmen
    • 1 = wir haben uns noch nicht mit diesem Thema Digitalisierung befasst
    • 10= wir sind schon mittendrin und können schon erste Erfolge verzeichnen

Das Feedback der Teilnehmer widerspiegelte das Resultat einer aktuellen Studie. Diese zeigt deutlich, dass der Digitalisierung eine hohe Wichtigkeit beigemessen wird während es an der effektiven Umsetzung, die Geschäftsprozesse zu digitalisieren, hapert. Einen noch tieferen Wert weist der Punkt gemeinsame Strategie auf. Hier sieht man deutlich das selten ein gemeinsames Ziel, zwischen den beiden Segmenten Digitalisierung und Geschäftsprozess-Management, im Fokus steht. Dies kann dazu führen, dass das Resultat einer Digitalisierungsinitiative nicht den Erwartungen entspricht.

Wenn Sie einen Scheissprozess digitalisieren, dann haben Sie einen scheiss digitalen Prozess.

 
Thorsten Dirks, CEO von Telefonica Deutschland
 

Deshalb ist es wichtig die Prozesse zu hinterfragen bevor man diese digitalisiert. Da man jedoch selbst vor lauter Bäume den Wald kaum sieht, ist es ratsam sich dafür Hilfe von Experten zu holen, die das Ganze neutral und aus einem anderen Blickwinkel betrachten können.

Des Weiteren wurde festgestellt, dass die Digitalisierung oftmals mit der Einführung eines neuen Systems gleichgesetzt wird, was jedoch nur einem Teil davon entspricht. Hierbei darf man die Automatisierung der dazugehörigen Arbeitsabläufe nicht ausser Acht lassen.

Damit diese Unstimmigkeiten zukünftig reduziert werden, findet man in den Unternehmen die IT auf Geschäftsleitungsebene als CIO (Chief Information Officer) wieder – ihr wird mittlerweile mehr Bedeutung zugeschrieben.

All das führt immer wieder zu den gleichen Schlussfolgerungen. Man sollte die Digitalisierung nicht als Mittel oder Trend, sprich als Ziel oder Methode betrachten, sondern diese Aspekte zusammen vereinen.

Mit dieser Zusammenfassung leiteten die Moderatoren über zur offenen Diskussionsrunde.